Podcast Mikrofon: das Beste daran ist das beste Drumherum

Transkript der Episode 27 von Frag Wolfram, dem Online Business Podcast mit Wolfram Kläger vom 15.08.2023

Episode 27: Heute lohnt sich, hinzuhören. Ich teste Mikrofone und berichte aus Erfahrung, worauf es wirklich ankommt, beim Podcast aufnehmen.

( Teil 2 in Episode 28: Podcast Mikrofon – bestes Drumherum (2) )

Die ersten 26 Episoden dieses Podcasts habe ich alle mit demselben Mikrofon aufgenommen. Eines, das ich eh herumliegen hatte. Davor habe ich verschiedene andere Mikrofone ausprobiert. Die ich auch herumliegen hatte. Aber dann schnell verworfen habe, als es für mich darum ging, jede Woche eine neue Episode für diesen Podcast zu produzieren.

Jetzt hat mich dann aber doch der Bestellfinger gejuckt und keine Ruhe gelassen, bis Thomann ein niegelnagelneues Mikro geliefert hat. Wie sich das schlägt, im Vergleich zu all den anderen, das will ich heute mal austesten.

"Live", in dieser Episode.

Und du musst dabei sein! 🙂

Bei der Gelegenheit erzähle ich auch gleich, worauf es ankommt, bei Podcast-Mikrofonen, bei der Auswahl deines Podcast-Mikrofons und worauf es ausserdem ankommt, damit perfekt rüberkommt, was du und ich zu sagen haben.

Meine hauseigenen Beispiele, in der ungefähren Reihenfolge ihres Erscheinens, sind:

  • ein Behringer XM8500, dynamisch, Handheld, XLR
  • ein sE V7, auch dynamisch, Handheld, XLR
  • ein Samson Go Mic Clip On, auch dynamisch, im Taschenformat für unterwegs, USB
  • ein MXL 2006, Kondensator, Grossmembran, XLR
  • ein Rode M5, Kondensator, Kleinmembran, XLR

Und zum Vergleich und aus reiner Neugier:

  • ein Google Pixel 6A, das eingebaute Standard-Mikrofon meines aktuellen Smartphones
  • ein Jabra Evolve USB-Headset für Telefonie und Videokonferenzen am PC oder Laptop
  • und schliesslich noch ein Superlux ECM999, Mini-Kondensator Messmikrofon, omnidirektional

Deine Mikrofonsammlung mag grösser oder kleiner sein als meine. Jedenfalls kommt bestimmt auch bei dir so einiges zusammen, an Gerätschaften zur Schallwandlung.

Ich finde, es lohnt sich, da mal genauer hinzuhören und all den Kram zu vergleichen. Im Hinblick darauf, was davon fürs Aufnehmen von Podcasts taugt.

Was all die Fachbegriffe und Abkürzungen bedeuten, dazu kommen wir gleich.

Geht los mit den beiden Kategorien von Mikrofonen, die du unbedingt kennen solltest:

  • dynamische Mikrofone (oft als "Bühnenmikrofone" bezeichnet oder "Handheld" für in der Hand gehalten) und
  • Kondensator-Mikrofone (oft als "Studiomikrofone" bezeichnet)

Dynamische Mikrofone (Tauchspule, Bändchen)

Was sieht aus wie eine Kugel Eis in der Waffel, mit einem runden, silbernen Drahtkorb und einem schwarzen Griff dran, der konisch zulaufend ins dicke Anschlusskabel übergeht?

Die Typenbezeichnung, Shure SM58, kennt vielleicht nicht jeder.

Aber gesehen und gehört hast du dieses Mikrofon ganz sicher schon tausendfach. Immer und immer wieder.

Seit fast 60 Jahren ist es schon auf dem Markt. Und bis heute der Klassiker auf allen Pop-, Rock- und sonstigen Bühnen, aber auch garantiert in jedem Tonstudio zu finden. Wahrscheinlich auch in den meisten Homestudios. Als Originale oder eines der vielen Clones, die es davon gibt.

Schon original gibt es x Varianten davon, z.B. das Shure SM57, speziell für die Aufnahme von Instrumenten, z.B. für Snare Drums und Gitarrenverstärker. Auch eine Legende.

Witzigerweise ist genau diese Variante seit Jahrzehnten auch das Standardmikro des US-Präsidenten und ähnlichen hochoffiziellen Veranstaltungen. Dazu gibt es eine passende Schaumstoffhaube und schon sieht es fast aus wie ein Shure SM7B.

In dieser Variante ist das SM57 in eine Art schwarze Coladose gepackt. Das grosse, dicke graue Schaumpolster davor wird gleich mitgeliefert. Zieht auch keiner ab. Weil niemand den hässlichen, schwarzen Gitterrost sehen will, der vom Schaum gnädig verhüllt wird.

Wenn auf Twitch oder YouTube das Mikrofon im Bild ist, siehst du in 9 von 10 Fällen das dicke SM7B oder eine neuere Variante davon, das MV7, das du wahlweise per XLR oder USB anschliessen kannst.

Dieses Prachtstück von Mikrofon will niemand verstecken, weil es so gut und teuer ist, dass man gerne zeigt, was man hat. Dass man dazugehört. Zu den Auskenner:innen.

Das SM7B ist auch schon seit den 70er Jahren auf dem Markt.

Michael Jackson hat damit angeblich sein legendäres Album "Thriller" eingesungen. Bis heute für viele ein gutes Argument, den eigenen Podcast damit zu singen.

Neben denen von Shure gibt es dynamische Mikrofone natürlich auch von Sennheiser, Lewitt, AKG, ElectroVoice und vielen anderen Herstellern. Meine Beispiele hier im Test sind

  • das Behringer XM8500
  • und das sE V7

Das Behringer XM8500 geht fast als Clone des SM58 durch. Zu einem Bruchteil des Preises. Derzeit ist es für 22,00 € zu haben, im Vergleich zu 109,00 € für das Original.

Das sE V7 ist eine modernere Variante. Kostet fast so viel wie das SM58. Bringt dafür einen eigenen Charakter mit, der sich sehen und hören lässt. Dazu gleich mehr.

Nur zum Preisvergleich: Das Shure SM7B liegt derzeit bei 389,00 €. Eine weitere Ikone, vor allem im Radio / Broadcasting Sektor, das Electro Voice RE20 bei 609,00 €

Alle bisher genannten Mikrofone haben gemeinsam: Sie gehören zur Kategorie dynamische Mikrofone. Sie wandeln den auftreffenden Schall in die Bewegung einer Spule aus feinstem Draht, die sich im Feld eines Dauermagnets bewegen kann.

Das Prinzip nennt sich Tauchspule.

Ähnlich wie bei den meisten Lautsprechern. Nur dass die Membranen deutlich zierlicher ausfallen, wenn man die Tauchspule fürs Aufzeichnen einsetzt, statt fürs Rauspusten von dicken Schallwellen.

Neben Tauchspulen kommen in dynamischen Mikros auch mal zarte Bändchen zum Einsatz. Aber eher selten. Und das führt hier zu weit.

Kondensatormikrofone

Auch in der anderen Kategorie, in Kondensatormikrofonen, bewegen sich feinste Membranen. Aber hier ohne Spule hinten dran.

Und davon gibt es auch noch zwei Unterkategorien. Welche mit grosser Membran und solche mit einer deutlich kleineren.

Grossmembran-Kondensatormikrofone

Der Volksmund spricht ehrfürchtig von Studio-Mikrofonen und meint die grossen Dinger, die oft über eine rundum federnde Spinne am Mikrofonstativ hängen oder auf dem Stativ stehend befestigt sind. Wenn es im Tonstudio um richtig teure Plattenaufnahmen geht und dergleichen.

Was Rolex für Luxus-Armbanduhren, ist für Kondensatormikrofone die Berliner Firma Neumann, heute Teil von Sennheiser.

Seit den 40er Jahren haben sie eine Legende nach der anderen auf den Markt gebracht. Und die zählen bis heute als Referenz. Überall, wo es auf wirklich guten Ton ankommt.

Die berühmtesten Versionen hören auf die Namen U47, U67 und U87, aktuell das Neumann U87AI. Was nichts mit Künstlicher Intelligenz zu tun hat, sondern mit einem Batteriefach und dem XLR-Anschluss. Die Batterie braucht schon lange niemand mehr. Dafür den XLR-Anschluss. Dazu gleich noch mehr.

Diese Grossmembran-Kondensatormikrofone von Neumann sind optisch und haptisch ziemliche Brummer.

Länge ca. 20 cm, Durchmesser ca. 5,6 cm. Und das ohne die obligatorische Spinne, drumherum.

Die Abmessungen haben sich historisch daraus abgeleitet, dass oben eine hauchdünne, dafür ziemlich grosse Membran verbaut ist, nur ein paar Mikrometer stark, dafür im Durchmesser ungefähr 1 Zoll (2,54 cm), in einer Kapsel mit einem Durchmesser von 34 mm. Und darunter steckte eine Vakuumröhre, die das winzige Signal des zitternden Membränchens auf einen Pegel gehoben hat, mit dem man arbeiten konnte, am Bandgerät, Mischpult usw.

Das U67 hat bis heute so eine Röhre drin. Für die extra warme Tönung.

Beim U87 hat man die Röhre durch einen Transistor ersetzt. Genau gesagt, einen Feld-Effekt-Transistor, FET. Was 1967 eine Sensation war. Und bis heute sensationell klingt.

Das enorme Gehäuse ist dasselbe geblieben. Die Preisklasse auch: mit Zubehör landest du aktuell bei ungefähr 3.200 Euro.

Ich bringe hier ein deutlich günstigeres Modell ins Spiel.

Das MXL 2006.

Wahrscheinlich aus dem Jahr 2006 und für Experten weit weg von den Neumann-Mikros. Aber für das, was ich in dieser Episode rüberbringen möchte, ein durchaus würdiger Vertreter dieser Klasse von Mikrofonen.

Kleinmembran-Kondensatormikrofone

Es gibt neben diesen edlen Brummern, von Neumann, aber auch von anderen Herstellern, auch deutlich kleinere und vor allem günstigere Kondensatormikrofone, die sogenannten Kleinmembran-Kondensatormikrofone (Small Diaphragm Condenser vs. Large Diaphragm Condenser, SDC, LDC).

Hier ist das Membränchen nur circa ein Viertel so gross, wie bei den Grossmembranen.

Aus meinem Bestand geht für diese Kategorie eines meiner beiden Rode M5 MP ins Rennen. Durchaus schon angehende Mittelklasse.

Das technische Prinzip der Schallwandlung steckt – bei allen Kondensatormikrofonen, egal wie gross die Membran ist – nicht in der Spule, die sich im Magnetfeld bewegt, sondern in der schwingenden Membran, in engem Abstand zu einer festen Metallplatte dahinter.

Membran und Platte bilden elektrisch einen Kondensator.

Bewegt sich die Membran, ändern sich elektrischer Widerstand, Spannung und Strom entsprechend.

Aber in einem so winzigen Ausmass, dass in Kondensatormikrofonen neben der Kapsel mit der Membran immer auch eine kleine Elektronik verbaut ist, früher: Röhre, heute: Transistor, die mit Strom versorgt werden muss, damit das Mikrofon funktioniert.

Dieser "Strom" nennt sich Phantomspannung. Sie beträgt traditionell – wegen der Röhren – 48 Volt. Das ist auch heute noch der Standard. Bisweilen genügen aber auch 24 Volt, bis runter auf 5 Volt.

Die Phantomspannung fürs Kondensatormikrofon muss das Mischpult oder das Audio-Interface liefern, an das das Mikro angeschlossen wird.

Dazu kommen wir: jetzt!

Anschluss: XLR vs. USB (Audio-Interface)

Nach dem Mikrofon kommt das Kabel. Traditionell ein sogenanntes Profi-Kabel mit 3 Adern, rundum abgeschirmt durch ein feines Drahtgeflecht. Alles endet in einem sogenannten XLR-Stecker.

Die 3 Adern haben nichts mit Schukosteckern und Schukosteckdosen in der Wand zu tun.

Eine Ader im Mikrofonkabel ist für das Tonsignal vom Mikrofon. Die zweite für Masse. Und die dritte auch für das Signal. Aber verkehrt herum (invertiert).

Hat sich mal ein schlauer Kopf ausgedacht, um Störungen in Mikrofonkabeln zu minimieren. Das ist vor allem auf Bühnen wichtig, wo Mikrofon- und Instrumentenkabel auch mal 6 Meter lang oder noch länger sind. Und so schon mal als Antenne durchgehen.

Das hat sich aber inzwischen weitgehend erledigt. Weil die langen Kabel auf Bühnen heute oft durch Funkstrecken ersetzt werden.

Im Ton-, Home- oder Podcast-Studio ist das so oder so ziemlich nebensächlich. Aber: die Stecker sind eben wie sie sind.

Entsprechend findest du an Mischpulten und Audio-Interfaces an den Mikrofoneingängen immer diese fetten XLR-Buchsen. Wo der Stecker manchmal sogar verriegelt werden kann, damit man ihn nicht versehentlich rauszieht.

Solche dreiadrigen Kabel mit XLR-Steckern und -Buchsen kannst du für alle Typen von Mikrofonen verwenden.

Den Unterschied zwischen dynamischen und Kondensator-Mikrofonen macht der kleine Kippschalter oder Taster, der meistens "48V" heisst und die Phantomspannung ein- / ausschaltet.

  • Ein dynamisches Mikro braucht keine Phantomspannung. Den Schalter / Taster stellst du also auf Aus / Off.
  • Ein Kondensator-Mikro braucht unbedingt Phantomspannung. Hier stellst du den entsprechenden Schalter auf An / On.

Meines Wissens – ohne jede Gewähr – passiert nichts, wenn du mal nicht dran denkst, umzuschalten. Ausser, dass du keinen Ton hast.

Es ist trotzdem eine gute Idee, dass du dir angewöhnst, die 48 Volt zu respektieren und mit Bedacht vorgehst, wenn du ein Mikro neu anschliesst.

Nur wenn du ein USB-Mikrofon in der Hand hast oder vor dir aufstellst, kannst du all das XLR-Gedöns vergessen.

Du kannst so ein Mikro einfach mit einem USB-Kabel direkt an einen USB-Port anschliessen, den du am Laptop- oder Desktop-PC noch frei hast. Wie du es mit anderen USB-Geräten auch machst.

Ein USB-Mikrofon hat darüber hinaus den Vorteil, dass der Vorverstärker und das Audio-Interface bereits eingebaut sind. Du brauchst also kein Mischpult und kein separates Audio-Interface.

Mein Beispiel für den Vergleich hier: das Samson Go Mic Clip On Microphone. Mein Taschen-Mikro für USB und unterwegs.

So.

Das war die erste Hälfte

Damit wir heute nicht zu lange werden, verschiebe ich die zweite Hälfte auf nächste Woche, Episode 28.

Wenn du Fragen, Ideen, Wünsche, Träume hast, einen Vorschlag oder auch mal saftige Kritik los werden willst.

Hier ist die E-Mail-Adresse für dich:

fragwolfram@wolframklaeger.com

In jedem Fall freue ich mich, wenn du nächste Woche wieder dabei bist, beim 2. Teil meiner Forschungsergebnisse zum Thema Podcast-Mikrofon und das alles entscheidende Drumherum.

Bis dahin alle Grüsse, Ciao Ciao, Dein Wolfram und: Peace!