Transkript der Episode 28 von Frag Wolfram, dem Online Business Podcast mit Wolfram Kläger vom 21.08.2023
Episode 28: der 2. Teil zum Thema Podcast-Mikrofon, das beste Drumherum: richtig aussteuern, Software, Stative, Zubehör, Nachbearbeitung, Upload.
Letzte Woche in Episode 27 – Podcast Mikrofon (Teil 1) haben wir die unterschiedlichen Typen von Mikrofonen besprochen: dynamische vs. Kondensatormikrofone, XLR vs. USB usw. Auch mit Beispielen aus meinem Fundus an Mikrofonen kurz gehört.
Heute geht es im 2. Teil darum, was danach auf dich zukommt, wenn du dein Lieblingsmikrofon angeschlossen hast und tatsächlich eine Podcast-Episode aufnehmen willst:
- Wie funktioniert das mit dem Aussteuern?
- Welchen Einfluss hat der Raum?
- Welches Stativ und welches Zubehör ist das Beste?
- Und was ist bei der Nachbearbeitung und beim Upload zu beachten?
Pegel: Aussteuerung vs. Lautstärke
Wenn diese Hürden alle genommen sind, geht es nur noch darum, den Pegel richtig einzustellen. Den Sweet Spot zu finden. Der bei jedem Mikro und Einsatzort ein bisschen woanders liegen kann. Egal, ob per XLR oder USB.
Neben dem XLR-Eingang, direkt darüber, manchmal auch auf der Rückseite des Mischpults oder Audio-Interface gibt es einen Drehregler, der meistens mit Gain beschriftet ist.
USB-Mikrofone haben oft keinen solchen Regler, dafür eine Aussteuerungsautomatik.
Wenn du so einen Regler hast, dreht du ihn jedenfalls so weit auf, dass dein Signal gerade nicht mehr "clipt". Das bedeutet:
- Du sprichst ins Mikrofon, was immer du sagen willst, in dem Stil, wie du später auch endgültig aufnehmen möchtest
- Und du achtest dabei auf die Aussteuerungsanzeige. Früher waren das munter hin und herwackelnde Zeigerinstrumente (VU-Meter). Heute meistens eine Reihe von x LED, die meisten grün, ein paar gelbe, eine rote.
- Manchmal auch nur eine LED, die ihre Farbe wechselt, von grün nach gelb, orange und rot
- Manchmal das ganze Schauspiel auch nur auf dem Bildschirm, wenn du die Software zu deinem Mixer oder Audio-Interface gestartet hast
Das Prinzip des Clipping ist immer dasselbe.
Zum Aufnehmen willst du den maximalen Pegel.
Mit ausreichend Reserve für spontane Spitzen. Falls du zwischendurch ins Mikro brüllst, lauthals lachen musst und dergleichen.
Umgangssprachlich: Du willst es so laut wie möglich.
Technisch: möglichst nahe am Limit: 0 dB (Dezibel).
Je lauter das Signal im Verhältnis zum Rauschen, desto besser klingt die Aufnahme. Der springende Punkt: auf keinen Fall lauter, kein einziges Bit drüber, über das Limit hinaus, was dein Mikrofonverstärker verkraftet. Egal, ob es der im Mixer, im Audio-Interface oder der im USB-Mikrofon ist.
Wichtig zu verstehen ist: das hat zwar auch mit Lautstärke zu tun.
Je weiter du am Gain-Regler drehst, desto lauter wird das Signal.
Aber das hat gleichzeitig absolut nichts mit der Abhörlautstärke zu tun. Mit dem, was du dir final auf die Ohren gibst. Über einen Endverstärker und Lautsprecherboxen. Oder über einen Kopfhörer.
Abhören kannst du so laut, was immer deine Gerätschaften hergeben. Hier wird in Watt gemessen (bzw. auch wieder in dB, aber diesmal für den Schalldruck und positiv, sagen wir PLUS 70, 80, 90 dB).
Beim Einpegeln für die Aufnahme sprechen wir über den Bereich von MINUS 18 dB bis absolutes Maximum: 0 dB oder Full Scale.
Die leisesten Passagen sollten bei Sprachaufnahmen ungefähr bei -18 dB liegen. Die lautesten Passagen bei ungefähr -6 dB.
So bleibt genug "Luft", bis die 24 Bits überlaufen. Der Fachbegriff dafür heisst: Headroom.
Bist du zu vorsichtig, hörst du die Bits einzeln rauschen.
Bist du zu mutig, verzerrt die Aufnahme an lauten Stellen.
Und das hört sich im Ergebnis richtig hässlich an.
Seit das alles digital ist, besteht auch nicht mehr die geringste Hoffnung, dass die Übersteuerung sich am Ende cremig-warm anhört, wie bei einer E-Gitarre oder früher, mit analogen Tonbandmaschinen, Kassettenrecordern und so was.
Für diesen warmen "angezerrten" Sound gibt es heute immer noch gute Gründe. Wenn du darauf Wert legst, musst du dich nach entsprechenden Plugins für deine Audio-Software umschauen.
Womit wir beim Thema Software landen:
Mit welcher Software nimmst du deine Podcast-Episoden auf?
Podcast-Software (Audio Editor)
So viel steht fest. Ohne Software geht beim Podcasting geht gar nichts. Aber dafür musst du kein Geld ausgeben. Es gibt für alle Plattformen ausreichend Freeware mit allen möglichen Plugins.
Das Thema sprengt hier den Rahmen.
In den Show Notes bzw. im Transkript verlinke ich zu einem Artikel auf delamar.de, der eine ganz gute erste Übersicht gibt, speziell zum Thema Podcast aufnehmen und nachbearbeiten.
Ich selbst arbeite zwischendurch immer mal wieder mit Audacity. Das gibt es für Windows, Mac und Linux kostenlos.
Diesen Podcast produziere ich tatsächlich mit Ableton Live, als Suite, in der aktuellen Version 11.3.
Das ist dann schon eher ein ausgewachsenes Musikstudio mit allem Zipp und Zapp. Aber wenn du eh als Hobby-, Amateur- oder Profimusiker unterwegs bist, ist es sicher auch kein Fehler, einfach da hinzugreifen, wo du dich schon auskennst.
Wichtig ist dabei vor allem:
- Du hast mindestens 2 Spuren, eine für Intro und Outro und eine für deinen Text
- Du hast eine brauchbare Edit-Funktion, um Fehler in der Aufnahme herauszuschneiden und Blöcke zu verschieben
- Du kannst Plugins verwenden, zur Nachbearbeitung, für Podcasts interessant sind vor allem: Equalizer, Compressor, De-esser und Noise-Gate
Zum Thema Nachbearbeitung bzw. Post-Production gleich noch mehr.
Welchen Einfluss hat der Raum?
Der Titel dieser Episode heisst nicht umsonst so:
Das Beste am Podcast-Mikrofon ist das beste Drumherum.
Der allerwichtigste Punkt ist der Raum, in dem du deine Episoden aufzeichnest:
- Wie gross ist der Raum?
- Wo stehst oder sitzt du?
- Was hast du vor dir?
- Was ist um dich herum?
Hier ist durchaus Platz für unterschiedliche Meinungen und Geschmacksrichtungen.
Ich finde z.B. Vogelzwischern, Katzenschnurren und Brunnenplätschern, dezent im Hintergrund zu hören, ist kein Ausschlusskriterium. Jedenfalls für einen Podcast. Für Gesangsaufnahmen sehe ich das schon wieder anders.
Vorbeifahrende Autos, Presslufthämmer, Tischkreissägen und dergleichen verstehen sich von selbst. Keine gute Atmo.
Aber auch die kleinen, leisen Nebengeräusche können dich und dein Publikum auf Dauer extrem nerven, z.B. der Lüfter deines PC, die Heizungsanlage nebenan, die Klimaanlage in der Decke.
Ein ruhig gelegener Raum ist grundsätzlich von Vorteil, beim Podcast aufnehmen.
Wie klein oder gross – kommt darauf an.
Auf die Fenster, Türen, Möbel, auf die Deckenhöhe usw. Auf das Verhältnis von harten, schall–reflektierenden Flächen zu weichen, schall-absorbierenden Flächen.
Hier kannst du durch raumklangverbessernde Möblierung einiges erreichen. Sei es durch Aufstellen von Polstermöbeln, durch Anbringen dicker Vorhänge oder: du kaufst dir gleich ausgewachsene Absorber für die Wände und bei Bedarf auch die Zimmerdecke über dir.
Wenn du jetzt an all die schicken, gezackten Schaumstoffplatten denkst, die du in allen Farben auf YouTube leuchten siehst, im Hintergrund: vergiss sie bitte gleich wieder!
Sie sind vergleichsweise kostspielig, sehen irgendwann doch doof aus und du kriegst sie nicht mehr weg, ohne die ganze Fläche zu renovieren. Aber, vor allem: akustisch nützen sie dir so gut wie nichts.
Im Gegenteil. Wenn du es damit übertreibst, im Verhältnis zu den verbliebenen, nackten, reflektierenden Flächen, schlucken sie vor allem die hohen Töne, machen das Klangbild matt und dumpf. Was du zuletzt errreichen willst.
Je kleiner dein Raum ist, zum Podcast aufnehmen, desto gezielter willst du vor allem die tiefen und mittleren Töne besser in den Griff bekommen.
Dass diese von den umstehenden Wänden, der Decke, dem Boden und den Möbelflächen weniger reflektiert werden und "hinterrücks" in dein Podcast-Mikrofon "einstrahlen".
Der Fachbegriff heisst: frühe Reflexionen (Early Reflections).
Darunter versteht man akustisch den Hall, der noch nicht als typischer Nachhall wahrgenommen wird.
Die Grenze liegt bei einer Verzögerung von etwa 15 Millisekunden.
Dazu zählen vor allem auch die allerersten Reflexionen, z.B. wenn du beim Aufnehmen am Schreibtisch sitzt.
Dabei kommt es auf die Entfernungen an und die räumliche Anordnung. Einige Zentimeter mehr oder weniger können schon einen hörbaren Unterschied ausmachen.
Also: Was hast du vor dir?
- eine Schreibtischplatte
- ein, zwei, drei, vier Monitore
- Lautsprecherboxen in kurzer Distanz
- dazwischen dein Mikrofon
Und schon reflektiert das ganze Ensemble munter hin und her, was du so ins Mikro tönst. So bald du zusammen mit dem Mikro mehr Abstand zum Hintergrund und Untergrund hältst, dürfte deine Aufnahme schon hörbar besser werden.
Ein Schritt weiter: grosse, dicke Sound-Absorber an die Wände und von der Decke abhängen.
Gibt es zu kaufen. Kannst du aber auch mit etwas Geschick leicht selbst bauen und viel Geld sparen.
Habe ich hier in meinem Hobby-Tonstudio und Podcast-Studio erst mal so gemacht:
- Links und rechts vom Schreibtisch hängen grosse Absorber an der Wand, ca. 180 x 60 x 30
- Hinterm Schreibtisch steht noch ein Absorber auf Rollen, vor der Wand, ca. 120 x 120 x 30 und
- hinter mir in den IKEA-Regalen sind noch ein paar kleine Absorber verbaut, ca. 8 Stück, 30 x 30 x 30 cm
Diese Absorber bestehen aus ein paar Holzleisten und grossen Müllsäcken. In den Säcken stecken Sonorock Rockwool Platten zur Schall- und Wärmedämmung. Und die Kästen habe ich mit einem edlen Stoff verkleidet. Heisst: rundum festgetackert.
Praxis-Tipp: unbedingt einen elektrischen Tacker benutzen!
Die Absorber links und rechts schlucken einen grossen Teil der ersten Reflektionen. Das verbessert das Stereobild (Staging) enorm. Hört jeder sofort. Nur fürs Podcasting ist das leider nicht so entscheidend.
Zu Mono vs. Stereo kommen wir gleich noch im Detail.
Dafür tragen diese Absorber einiges dazu bei, dass meine Sprachaufnahmen am Schreibtisch, über der Platte und vor den Monitoren, deutlich "trockener" klingen, als ohne.
All diese Effekte im Raum sind theoretisch kaum zu berechnen und erst recht nicht hier im Podcast einmal für alle zu besprechen.
Das musst du selbst ganz praktisch ausprobieren.
Aufnehmen, Abhören, Ändern.
Nochmal aufnehmen, wieder hinhören. Anders ändern, usw.
Und ob du es glaubst oder nicht.
Da draussen gibt es viele, viele Podcasterinnen und Podcaster, die sich mit eigenen Händen ein Studio aufgebaut haben, um die Soundqualität ihrer Podcast-Episoden auf die Spitze zu treiben. Sei es
- eine kleine, mobile Sprechkabine um das Mikro herum
- oder fest eingebaut in einen umfunktionierten Kleiderschrank
- oder eine eigene Nische im Keller, unterm Dach, in der Garage
Der Aufwand hängt natürlich auch stark davon ab, ob in dem Studio nur du aktiv bist oder ob du dort auch Gäste empfängst.
Und eine Stufe weiter: ob das Ganze auch noch einigermassen nach was aussehen soll, weil du nämlich gleichzeitig ein Video drehst, um deinen Podcast auf weiteren Plattformen zu verteilen: YouTube, Instagram, Tiktok usw.
Es muss ja nicht gleich wie ein rotes U-Boot von innen aussehen, wie es der Weltmarktführer für Podcasts vormacht. Für das Audio- und Videomaterial der Joe Rogan Experience.
Was immer dir vorschwebt und für welches Mikrofon du dich am Ende entscheidest: Was du auf jeden Fall brauchst, zum Podcast aufnehmen, ist
- ein Stativ fürs Mikrofon und
- passendes Zubehör, um dein Mikrofon herum
Stative (Tisch-, Boom-Arm, Boden-)
Der von mir sehr geschätzte Mick Jagger ist kürzlich 80 geworden und will immer noch nicht aufhören.
Das finde ich schon alleine deswegen erstaunlich, weil es überraschend anstrengend ist, ein Handheld-Mikro in konstantem Abstand zum Mund festzuhalten. Und wenn es nur für die Dauer eines Songs ist. Sagen wir, drei Minuten lang.
Vielleicht plant Mick künftig stärker aufs Bodenstativ zu setzen. Wie er das aufreizend in seine Show einbaut, übt er schliesslich schon seit ungefähr 60 Jahren in aller Öffentlichkeit.
Als überwiegend sitzende Podcaster:innen haben wir mehr Spielraum:
- ein kleines Tisch-Stativ, vielleicht mit Gummi-Teller drunter, zum Aufstellen, direkt vor uns
- oder ein schon deutlich grösserer Boom-Arm, der sich kran-artig über der Tischplatte erhebt und der sich dann in fast alle Richtungen drehen lässt
- oder eben doch ein Boden-Stativ mit ausladendem Schwenkarm, der sich über der Platte auf eine bestimmte Position fixieren lässt
Ein Tischstativ ist handlich und preisgünstig zu haben. Dafür immer im Weg.
Für Streaming und Podcasting haben sich nicht umsonst diese Boom-Arms durchgesetzt. So bleibt der Platz drunter und drüber frei, um z.B. nebenbei immer noch bequem an Tastatur und Maus zu kommen, ohne das Tischstativ umzuwerfen.
Im Fachhandel gibt es günstige Modelle schon ab 15 oder 20 Euro. Damit habe ich auch angefangen. Und nach einigen Episoden in was Vernünftiges investiert. Einen Rode PSA 1. Und es macht tatsächlich einen Riesenunterschied. In der Grösse, Handhabung und beim Lärm. Weil die eingebauten Federn leiser zittern und die Gelenke nicht quietschen.
Aber für den Anfang und zum Ausprobieren sind die günstigen Alternativen durchaus zu empfehlen.
Nur: wer nicht an Platzmangel leidet, rund um den Podcast Produktionstisch herum, der oder die sollte sich zweimal überlegen, ob es nicht vielleicht doch ein Bodenstativ mit Schwenkarm sein soll. Einfach, weil die akustische Entkopplung von der Schreibtischplatte haushoch überlegen ist, im Vergleich zu jedem fest montierten Boom-Arm oder einem Tischstativ.
Egal, wie du dich entscheidest, welches Mikrofon, welches Stativ es sein soll: Du brauchst ja in jedem Fall auch noch Zubehör.
Darauf komme ich jetzt zu sprechen.
Zubehör (Halter, Spinne, Popfilter, Wind-Screen)
Was meine ich mit Zubehör?
- Das Mikrofon wird in einen Halter geklemmt, der oft bereits zum Lieferumfang gehört, aber nicht immer der beste ist, um ihn mal eben aufs Ende des Stativs zu schrauben und das eingeklemmte Mikro in eine bestimmte Position zu bringen.
- Der Halter kann auch eine Spinne sein. So heissen die ausladenden Konstrukte, aussen hart, innen ganz weich, um vor allem ein empfindliches Kondensatormikrofon in Gummi zu betten oder zu spannen, statt es in Hartplastik zu klemmen.
- Und dann kann es gut sein, dass du auch einen sogenannten Popfilter anbringen willst, der das Mikro vor allzu pplumpp draufgepusteten Pop- und Ploplauten beschützen soll
- Oder vielleicht genügt dir auch ein Wind-Screen, eine vergleichsweise kleine Haube aus Schaumstoff, die du der Mikrofonkapsel einfach überziehst (wird auch oft mitgeliefert)
Aus meiner Erfahrung kann ich berichten: Alle Wind-Screens, die ich bisher in der Hand bzw. auf Mikros aufgezogen habe, nützen pop- / plopmässig wenig. Sind aber für den häufig wechselnden Mikrofonverkehr vielleicht aus hygienischen Gründen zu empfehlen.
Wie Windschutz richtig geht, kannst du dir von Aussen-Reporter:innen und Wetter-Expert:innen abgucken.
Wenn die draussen im Sturm stehen, mit einem langen Richtmikrofon in der Hand und einer sogenannten toten Katze drüber. So ein Bezug aus Fell ist offenbar sehr wirksam gegen einfallende Winde aus allen Richtungen.
Als Pop-Filter verwende ich derzeit ein einfaches Modell von K&M.
Ungefähr so gross wie ein Handteller, rund. Mit einem biegsamen Schwanenhals dran. Und mit Stoff bespannt. Wahrscheinlich Nylon. Das Ganze zum Anschrauben ans Mikrofonstativ. Und zum Hinbiegen auf kurzen Abstand vor dem Mikrofon.
Ob das wirklich gegen das Poppen und Ploppen hilft, während einer Podcast-Aufnahme, weiss ich gar nicht, ehrlich gesagt.
Ich finde den Popfilter als optische Unterstützung hilfreich, um meinen Abstand zum Mikro einigermassen konstant zu halten, beim Einsprechen einer neuen Podcastepisode.
Eine Spinne halte ich für Pflicht, wenn du ein grosses Kondensatormikrofon verwendest. Meistens wird sie schon passend mitgeliefert, vom Hersteller des Mikrofons.
Ein Sonderfall sind Handheld-Kondensatormikrofone wie z.B. das Neumann KMS 105. Habe ich noch nicht selbst in der Hand gehalten. Aber diese Mikrofone werden mit ähnlichen Haltern ausgeliefert, wie ihre dynamischen Brüder und Schwestern, die wir eingangs besprochen haben.
Aber. Nach all dem. Vor allem wenn du nicht nur Podcasts, sondern auch Videos drehst. Ist vielleicht die entscheidende Frage:
Wie sieht das denn aus?
Wie schon angesprochen. Ich behaupte, das Shure SM7B ist auch wegen der unverkennbaren Optik so beliebt, bei Streamer:innen und Video-Podcaster:innen.
Ob dieses Mikrofon wirklich zum guten Podcast-Ton gehört, darüber wird immer wieder gerne gestritten.
Zur Standardoptik, zum typischen Podcast-Style, derzeit: auf alle Fälle!
Vor allem mit einer Spinne drumherum kann es mit einer Wuchtbrumme von Neumann immer mithalten.
Einen extra Popfilter sieht man dagegen selten vor ein SM7B gebogen.
Schliesslich hat es ja schon einen Riesen-Wind-Screen verbaut, standardmässig. Und einer der Tricks dieses Mikros besteht einfach darin, dass unter der Schaumstoffhaube ein grosses langes Gitter dafür sorgt, dass der / die Podcaster:in der Kapsel nicht zu nahe kommt.
Wenn ich dann das Mikro zusätzlich eher von der Seite bespreche, am Mikro vorbei, statt frontal drauf puste, bin ich schon auf der ziemlich sicheren Seite.
Wenn ich dann noch auf den richtigen Abstand achte, zwischen meinen Lippen und dem Mikro, kann schon fast nichts mehr schiefgehen.
Bei dynamischen Mikros ist ungefähr eine Hand breit Abstand gut.
Bei den wesentlich empfindlicher reagierenden Kondensatormikrofonen kann man auch weiter weg bleiben, sagen wir zwei oder drei Hände breit.
Zu nah dran, so, dass die Lippen mit dem Drahtkorb schmusen oder im Schaumstoff versinken: kannst du machen. So lernst du den Nahbesprechungseffekt kennen.
Bei jedem Mikrofon anders. Aber geht dann in Richtung sexy Radiomoderator:in oder Oktoberfest.
Auch deine Entscheidung 🙂
Nachbearbeitung (Post-Production)
Alles was du vor dem Mikrofon so anstellst, wie weit du davon weg bleibst, den Abstand konstant hältst oder laufend änderst, wie leise und laut du sprichst, davon kannst du am Ende überraschend wenig korrigieren.
Oder sagen wir es so:
Alles was du vor dem Mikrofon schon tun kannst, dafür, wie du am Ende klingen willst, das ist bei der Aufnahme viel leichter zu erzielen, als später zu korrigieren, bei der Nachbearbeitung der Aufzeichnung.
Wie schon angesprochen, leiste ich mir den Luxus, meinen Podcast in Ableton Live zu produzieren.
Dazu habe eine ganze Kette von Effekten am Start.
An all den Einstellungen habe ich auch immer mal wieder herumgespielt, bis ich einigermassen zufrieden war, mit dem Endergebnis auf der Master-Spur.
Wie genau und warum, das sprengt hier den Rahmen.
Darauf gehe ich gerne mal in einer anderen Episode ein. Auch wieder mit Beispielen. Aus meinen eigenen Podcasts und im Vergleich zu anderen.
Für heute abschliessend nur noch kurz zum Thema Upload.
Upload (mp3, wav, Stereo, Mono)
Nehmen wir an, du hast alles aufgezeichnet, bearbeitet und abgemischt. Mit dem Mikrofon, für das du dich am Ende entschieden hast und all dem Drumherum, wie besprochen.
Was machst du jetzt mit der fertigen Audiodatei?
In welchem Format legst du sie überhaupt an?
Und wie kommt es zur "Ausstrahlung" deiner Episode, auf allen Podcast-Plattformen, weltweit?
Mein Podcast-Hoster ist Buzzsprout.
Hier habe ich die Wahl, in welchem Format ich die fertige Episode hochlade:
- Fix und fertig als .mp3 Datei
- Oder als rohe .wav Datei
Überrascht hat mich am Anfang, dass für Podcasts grundsätzlich Mono empfohlen wird. Selbst wenn du, wie üblich, eine musikalische Intro und vielleicht auch Outro hast, wie ich auch.
Diesen Podcast produziere ich seither tatsächlich in Mono.
Die Vorteile sind:
- Die Datei wird nur ungefähr halb so gross, im Vergleich zum Stereo-Format. Bedeutet: meine Zuhörer:innen haben die neue Episode doppelt so schnell am Start, wenn sie nur einen Kanal hat.
- Für einen einzigen Mund vor einem einzigen Mikrofon braucht es sowieso kein Stereo.
- Dein Podcast wird wahrscheinlich zu 60 bis 80 % auf einem mobilen Gerät gehört. Über einen oder zwei Lautsprecher, In-Ear Earbuds oder Over-Ear-Kopfhörer: weisst du nicht. Du willst überall gut rüberkommen.
Die Klangqualität hängt vor allem von der Bandbreite ab. Die nach der Kompression übrigbleibt.
Alle Podcasts werden nämlich am Ende als komprimierte .mp3 Dateien verteilt, um die Download-Zeit zu minimieren.
Buzzsprout hat sich auf 96 kbps festgelegt. Stereo.
Das klingt meiner Meinung nach: meeeh.
Wenn ich stattdessen eine Mono-Datei abliefere, wird sie mit der doppelten Bandbreite komprimiert: 192 kbps.
Und das klingt schon mal ziemlich gut.
Entspricht auch der Empfehlung von Buzzsprout. Wenn du nicht wirklich gute Gründe hast, für High-End Klangqualität, dafür einen Aufpreis bezahlst und deinem Publikum zutraust, dass sie sich nicht abschrecken lassen, wenn der Download mal länger dauert.
Und ich kann nach 26 Episoden nur sagen: Bisher hat sich bei mir niemand beschwert. Die Problemchen, die mir auffallen, muss ich anderweitig angehen.
Und wenn ich irgendwann mal damit durch bin, kümmere ich mich um den Rest. Und dann gerne auch in Stereo oder Quattro 🙂
Jetzt ist aber mal Schluss!
Fazit für heute: erst machen, dann kaufen
Ob Blogs, Podcasts oder Videos: egal welchen Content du kreieren und produzieren willst. Du kannst sofort damit anfangen. Mit den Mitteln, die du sowieso schon zur Verfügung hast oder dir mit ein paar Klicks herunterladen kannst.
Das beste Podcast-Mikrofon ist das, das du regelmässig in die Hand nimmst, um aufzuzeichnen, was du zu sagen hast. Was dein Publikum auf keinen Fall verpassen darf. Heute, hier, jetzt.
Die vielen, vielen Details zur bestmöglichen Produktion und dem einfachsten Workflow ergeben sich dann ganz von alleine.
Von Episode zu Episode.
Qualität kannst du eh nicht kaufen.
Es sei denn, du gehst gleich zu den Pool Artists oder den OMR Podstars und buchst ein Rundum-Sorglos-Paket.
Ich finde, der Weg ist gar nicht das Ziel, aber der halbe Spass an der Sache. Am Podcasten.
Mit der Zeit immer besser werden.
In allen Dimensionen.
Aus Freude am Machen.
In diesem Sinne:
Bis nächsten Montag
Was kannst du machen, hier, heute, jetzt?
Du kannst mir z.B. eine Frage stellen.
Oder dir was wünschen.
Für diesen Podcast hier.
So eine E-Mail ist unfassbar schnell geschrieben. Als Empfänger trägst du ein:
fragwolfram@wolframklaeger.com
Kläger mit ae.
Und schon kriegst du eine Antwort!
Nicht ganz so zügig, wie von ChatGPT.
Dafür garantiert intelligent 🙂
Bis dahin:
Alle Grüsse, Ciao Ciao, Dein Wolfram und: Peace!
Links
- Dynamisches Mikrofon – Wikipedia
- Kondensatormikrofon – Wikipedia
- Podcast-Software Übersicht – delamar.de
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