Unberechenbar – Was ändert ChatGPT an deinem Online Business?

Transkript der Episode 4 von Frag Wolfram, dem Online Business Podcast mit Wolfram Kläger vom 27.02.2023

Was ist ChatGPT überhaupt, was kannst du damit machen? Wie nutze ich es zur Zeit und warum du es unbedingt selbst ausprobieren musst. Und der Blick in die Kristallkugel, nach 3 Monaten ChatGPT: Was ist daran revolutionär? Wie wirkt sich das geschäftlich aus, auf dein, mein Online Business?

Ich habe mir drei Punkte vorgenommen.

Erstens, was ist ChatGPT überhaupt und was kannst du damit machen?

Zweitens, wie nutze ich das zurzeit und warum du es unbedingt selbst ausprobieren solltest. Wenn du es nicht schon gemacht hast.

Und drittens, Blick in die Kristallkugel, nach gerade mal drei Monaten ChatGPT: Wie wird es das Internet verändern? Wie wirkt sich das tatsächlich auf’s Geschäft aus, meines, deines und überhaupt?!

Legen wir los.

Was ist ChatGPT und was kannst du damit machen

Die erste Stufe ist ganz einfach: Du kannst es als Tool nutzen, um auf Textideen zu kommen, z.B. für

  • Überschriften
  • Gliederungen
  • ganze Absätze zu deinem Thema
  • diese aus der Gliederung ableiten

Du kannst das Absatz für Absatz ausbauen und Kapitel, Artikel, Bücher, meinetwegen ganze Bibliotheken damit schreiben. Du kannst auch ganz operativ E-Mails schreiben lassen. Du kannst Reports erzeugen, aus irgendwelchen Daten, die Du dem Tool gibst, und und und.

Also als neueste Inkarnation deiner Schreibmaschine!

Du kannst ChatGPT natürlich auch über APIs, also Programmierschnittstellen, integrieren in deine anderen Lieblingstools, z.B. zur Keyword-Recherche.

Du kannst es in dein Notizensystem einbauen, sogenannte Second-Brain-Systeme wie Notion oder ich nutze dafür Obsidian.

Und auf der zweiten Stufe kannst du ChatGPT natürlich auch als Browser nutzen, um nach Quellen zu suchen, wie du das bisher vom Chrome-Browser oder von Firefox kennst. Microsoft hat mit Bing ja schon vorexerziert, wie das geht. Da ist eine Art ChatGPT als Chat-Tab in den Edge-Browser integriert. Und du kannst dir das Suchergebnis, das du sonst als eine Auswahl von Links bekommst – die berühmten SERPs, Search Engine Result Pages, statt diesen Linklisten bekommst du dann eben den vollen Text, der unten Fußnoten enthält, im Wikipedia-Stil, so dass du auf die Quellen, die der Chatbot verwendet hat, bei Bedarf zugreifen kannst.

Die dritte Möglichkeit ChatGPT zu nutzen: Du kannst dir z.B. einen ganzen Workflow zusammenbauen, zur automatischen Generierung von Content. Da schwärmen zur Zeit viele davon, dass ganze Blogposts, Übersetzungen usw. auf einen Schlag automatisiert vom Tool erstellt werden.

Und du kannst ChatGPT natürlich auch zum Programmieren nutzen.

Du kannst kleine Tools für die Website bauen, irgendeinen Rechner, irgendwelche Statistiken visualisieren.

Du kannst ChatGPT nutzen, um das Webdesign zu verbessern. HTML zu optimieren, JavaScript einzubauen, CSS zu verbessern und zu optimieren.

Du kannst den Chatbot aber auch als Chatbot benutzen.

Du kannst ihn z.B. auf deiner Webseite einbauen und Besucher:innen das HAL-Gefühl geben, sie würden jetzt mit einem überaus netten, kompetenten Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin quatschen können und diesen diese alles fragen können.

Ich nenne das "HAL-Gefühl" in Erinnerung an den sagenhaften Kinofilm "2001 – Odyssee im Weltraum" von Stanley Kubrick. Da kommuniziert der Astronaut, ich glaube die ganze zweite Filmhälfte mit seinem Zentralcomputer im Raumschiff und der heißt HAL, aber natürlich bewusst doppeldeutig als "Hell" (Hölle) ausgesprochen.

Und da kann man sich natürlich fragen, wie lange dauert es bis ChatGPT auch mit den Sprachassistenten integriert wird. Sprich Alexa, Google Assistant und Siri.

Und dann geht das erst richtig los.

Dann kannst du Alexa mit deinem Prompt behelligen und Alexa gibt dir vielleicht die Wahl, ob du den Text per E-Mail zugeschickt bekommst – den Text deiner Antwort auf den Prompt – oder Alexa quatscht dich voll mit dem Ergebnis.

Mal sehen, wie da die Akzeptanz aussehen wird.

Wie nutze ich ChatGPT (derzeit)

Kommen wir zu dem Teil, wo ich dir kurz darstellen will, wie ich das Tool derzeit nutze und dich überzeugen möchte, falls noch nicht geschehen, dass du es unbedingt selbst ausprobieren musst. Du musst ein Gefühl dafür bekommen, wie die Geschichte funktioniert.

Die einfachste Möglichkeit wäre aus meiner Sicht, du nimmst den Chrome-Browser, den du wahrscheinlich eh schon hast und holst dir dafür das Plugin AIPRM – Link wie immer in der Beschreibung – oder du schaust dir gleich mal die Luxusvariante davon an, das ist ein eigenes Tool. Es ist dann auch kostenpflichtig. Aber gilt derzeit als die Crème de la Crème dieser ganzen KI-Textschreiber Tools: Jasper.ai – ich gebe dir dazu auch einen Link in der Beschreibung.

Aber hier noch mal, ganz wichtig, der Appell von mir an dich, schau dir das wirklich stundenlang an und klick nicht einfach bloß drei Minuten drauf rum. Von den drei Minuten wirst du nichts haben. Wenn du dich wirklich darauf einlässt, kriegst du ein Gefühl dafür, wie die Geschichte funktioniert.

Mein Beispiel dazu, ich verlinke dir in den Shownotes einen Artikel, den ich kürzlich geschrieben habe. Ich bin ja parallel dabei, mein eBook zu schreiben zum Thema Passwortmanager, im Rahmen der eBook-Challenge 2023 – habe ich glaube ich schon mal erwähnt. Und für dieses eBook habe ich die Gliederung gemacht, letzte Woche, und habe dafür ChatGPT genutzt.

Den ganzen Ablauf, das ganze "Gespräch" mit ChatGPT, habe ich protokolliert und kommentiert. Das findest du in dem Artikel und du kannst dort sehr schön sehen, wie du mit ChatGPT ein Gespräch führen kannst.

Du kannst dir natürlich auch alle möglichen Templates holen für Prompts.

Aber aus meiner Erfahrung bisher ist es eigentlich das Beste, du versuchst wirklich mit ChatGPT ein Gespräch zu führen, so wie du das mit einem menschlichen Ansprechpartner auch tun würdest.

Du fängst an, indem du das Gespräch framest, indem du ihm erst mal Input gibst oder ihn Input erzeugen lässt und dann dazu übergehst, Schritt für Schritt, immer wieder nachbohrst, auch mal Entschuldigungen gar nicht akzeptierst, sondern ihn noch mal und noch mal aufforderst, dir mehr zu liefern. Mit dem Ziel, wirklich alles rauszuholen, was das Tool dir derzeit zum Thema x – in dem Fall jetzt eben ein eBook – die Gliederung des eBooks – gib mir einfach – ich will die beste Gliederung haben, die du für mich bauen kannst.

Und das ist tatsächlich ganz gut gelungen, finde ich.

Kannst du in dem Artikel selber nachschauen. Bis hin zu dem Gipfel, auf den ich besonders stolz bin, ich habe ChatGPT am Schluss aufgefordert: So! Jetzt haben wir hier lange und breit über die Gliederung gesprochen und ein paar Punkte mehr. Jetzt gib mir die finale Gliederung. Ich habe insgesamt 180 Stunden Zeit eingeplant für dieses Projekt. Bitte schreib zur Gliederung dazu, zu jedem Kapitel, wie viele Arbeitsstunden ich jeweils für das Kapitel verwenden sollte.

Und das hat ChatGPT dann einfach gemacht und ich habe mich herzlich bedankt und damit war die Session für mich erfolgreich abgeschlossen.

Kommen wir zur Kristallkugel!

Wo führt das Ganze hin, wenn es so weiter geht mit ChatGPT

Und es sind ja inzwischen Tonnen und Abertonnen von Tools draußen. Nicht nur für Text, auch für Bild und für Video und für Audio. Da ist eine Lawine am Rollen.

Ich verlinke dazu ein sehr empfehlenswertes YouTube-Video. Es ist in Englisch. Aber ich denke, das ist für die wenigsten ein Problem.

Der Autor ist Enrico Tartarotti.

Er hat sich Gedanken darüber gemacht, wie wird das Internet sich verändern durch diese KI-Tools? Allen voran: ChatGPT.

Seine Hauptthese ist:

Websites werden verschwinden, weil sie von Suchmaschinen wie Google und Bing keinen Traffic mehr bekommen. Jedenfalls nicht genug, um sich zu refinanzieren. Vor allem nicht genug, um weiter hochwertigen Content zu publizieren.

Okay, das ist schon mal ziemlich steil, finde ich.

Aber Enrico hat auch eine interessante Begründung. Er sagt, die meisten Suchenden im Internet bevorzugen eine

  • schnelle
  • übersichtliche
  • leicht zu konsumierende
  • vollständig anmutende

Darstellung von Suchergebnissen. Warum sollen die sich durch x Links klicken und x Websites ansurfen, wenn sie auch alles auf einmal haben können

  • schön als Text formatiert
  • mit Links im Wikipedia-Style
  • für den, der das unbedingt braucht

Denn die Wenigsten interessieren sich doch dafür. Da liegt ein Teil des Problems.

Und damit wäre der stille Vertrag aufgelöst, der sich in den letzten 20 Jahren – ich sage: dank Google – so entwickelt hat und zwar:

  • Websites liefern Content
  • Google liefert den Traffic auf den Content
  • und das ganze wird finanziert
  • durch Google Ads
  • Affiliate Links usw.

Daran würde sich aus Sicht der Suchmaschinen zunächst mal überhaupt nichts ändern. Natürlich würde Google weiterhin Ads verkaufen und natürlich würde Google diese Ads auch in den Chatbot-Text einbauen können. Und Bing könnte das auch wieder kopieren. Da hätten die beiden sicherlich das geringste Problem.

Es würden sich sogar zusätzliche Geschäftsmodelle ergeben. Da muss man nicht lange nachdenken.

Man könnte Premium-Chatbots anbieten.

Gegen Gebühr steht sich. So ein bezahlter Premium-Chatbot könnte werbefrei sei. Du kannst ja bei YouTube auch ein Abo abschließen und kannst dann all deine Videos ohne Werbe-Einblendungen geniessen.

Es könnte aber auch sein, dass Spezialbots auf den Markt kommen, die z.B. besonders aktuelle Ergebnisse liefern.

Und es könnten künstlich intelligente Such-Chatbots auf den Markt kommen, die auf einzelne Branchen spezialisiert sind oder auf bestimmte Wissensgebiete.

Das Problem ist nur: Wer bezahlt dann die Content Creators und die Content Publishers?

In der Konsequenz könnte das dazu führen, dass Websites sich künftig verstärkt wieder auf Plattformen wie Reddit, GitHub konzentrieren. Oder eben auch auf YouTube. Das hat den Vorteil, dass es da schon etablierte Monetarisierungsmöglichkeiten gibt. Tiktok fängt gerade damit an.

Statt auf Websites könnten Content Creators und Publishers auch verstärkt wieder auf Social Media zurückgreifen: Facebook, Instagram LinkedIn, Twitter und eben TikTok. Die sind ja in letzter Zeit eher in der Seitwärtsbewegung – mit Ausnahme von TikTok – oder sogar im Sinkflug, wie z.B. Facebook.

Künftig könnten diese Social Media wieder viel attraktiver werden, um Traffic auf Content zu bringen.

Und drittens – ganz radikal!

Suchmaschinen und ihre künstliche Intelligenzen könnten für Content bezahlen, pro Ausspielung.

Dann wären wir bei einem Modell wie das Spotify, TIDAL usw. in der Musikszene machen. Überspitzt könnte man sagen:

Das ganze Internet würde verspotifyt.

Jedenfalls: das Content Business.

Und wenn das so wäre, dann würden auch die Gräben überwunden, die wir bisher kennen, zwischen Suchmaschinen, Content-Plattformen und Social Media, die haben ja bisher kein großes Interesse, sich zu integrieren. Die versuchen sich eher abzuschotten:

  • Facebook bleibt in seiner Welt
  • YouTube ist eine Ausnahme, weil es Google gehört

Aber andere Plattform haben eher wenig Interesse, ihre Content-Bestände an Google zu übergeben und kanalisieren das sehr stark. Das könnte sich künftig mit neuen Partnerschaften verändern, weil die Suchmaschinen und die Content-Plattformen und die Social Media entdecken, dass es für bezahlten Content neue Partnerschaften gibt.

Wie auch immer sich das weiterentwickeln wird. Ich kann es nicht sagen. Und Enrico hat es in seinem YouTube-Video auch nicht verraten.

Mein Fazit für heute

Mein Fazit für heute, damit diese Episode nicht endlos ausufert und da will ich durchaus Mut machen!

Ich habe mir 5 Punkte aufgeschrieben, was für mich das Fazit ist:

1. ChatGPT hat eine enorme Dynamik angestossen

Es sind jetzt gerade mal drei Monate und es ist absolut sicher, dass sich vieles im Internet massiv ändern wird. Nicht nur das Content-Business, auch das Werbe-Business und und und.

2. ChatGPT ist dennoch keine Revolution

Es hat eine sehr sehr lange Vorgeschichte und der 30.11.2022 hat auch jetzt nicht dazu geführt, dass über Nacht alles komplett umgeworfen wird, was wir kennen, schätzen und wovon wir auch bisher prächtig profitieren. Vor allem eben auch geschäftlich. Es wird stattdessen ein lange andauernder Prozess. Wie das bisher auch schon gelaufen ist. Auch die Google Ads kamen damals nicht aus dem blauen Himmel und es bleibt durchaus spannend, wohin die Entwicklung geht.

3. Das Internet muss sowieso noch viel besser werden

Dieser Prozess wird auch zu Verbesserungen führen, die zum Teil dringend erforderlich sind. Um z.B. die Flut von Spam-, Fake- und Duplicate-Content noch besser einzudämmen. Auch der Graben, den ich erwähnt habe, zwischen Suchmaschinen, Content-Plattformen und Social Media, muß aufgelöst werden. Eben im Sinne, was Google ständig propagiert, im Sinne einer noch besseren, noch flüssigeren, noch vollständigeren User Experience.

Damit einhergeht auch die Forderung und der dringende Wunsch von den Usern: die Qualität von Inhalten muss weiter steigen. Es muss noch viel leichter werden, dass Inhalte in allen Sprachen zugänglich sind. Dass alle Formate benutzt werden können. Ganz einfach, ich habe einen Text vorliegen und möchte mir das vorlesen lassen. Oder ich habe ein Audio, das möchte ich als Text ausdrucken meinetwegen. Ich möchte Text zu Video machen. Zwischen den Sprachen in alle Richtungen einfach so – auf Knopfdruck – übersetzen und und und.

4. Wettbewerb hat noch nie geschadet

    Bing schien lange tot zu sein, mit einem Marktanteil von nicht mal 5% im Vergleich zu Google mit weiss ich wie 90%. Man hat sich gefragt, was macht Microsoft? Geld haben die genug. Aber warum halten die solange daran fest?

    Gut, jetzt wissen wir es. Jetzt reden plötzlich alle von dem Zweikampf zwischen Google und Microsoft.

    Ich wette, es gibt schon bald einige weitere, neue Konkurrenz, mit der man bisher noch gar nicht gerechnet hat. Und die alt gewordenen und träge gewordenen Riesen werden sich noch wundern. Und das ist aber auch gut so. Ich erwähne nur ein, zwei Beispiele, die mir so einfallen. Amazon hat jetzt auch angekündigt, in den letzten Tagen, Wochen, dass sie eigene Chatbots entwickeln und demnächst herausbringen. Und bisher hört man verdächtigerweise – das ist mein zweites Beispiel – man hört verdächtigerweise absolut gar nichts von Apple. Es kann meiner Meinung nach gar nicht sein, dass Apple nicht längst, klammheimlich an seiner eigenen Chatbotterie arbeitet und seine Jünger und Jüngerinnen damit beglücken wird. Apple hat schon immer gerne die eigene Suppe gekocht und es wird auch eine Apple Chatbot-Suppe geben.

    Und damit zum letzten Punkt meines Fazits.

    5. Die KI versteht immer noch nichts von uns Menschen

      Das muss man sich auch immer wieder klar machen, meiner Meinung nach. Es ist seit 70 Jahren so. Seit 70 Jahren werden die wildesten Versprechungen gemacht und KI kann davon nichts liefern.

      Das heißt nicht, dass wir von der KI nicht unglaublich leistungsfähige Tools bekommen, mit denen wir unglaubliche Mengen von Daten verarbeiten können und mit denen wir unglaublich kreativ und produktiv umgehen können und das eben vor allem im gesamten Content-Business.

      Viel mehr, als wir uns je hätten vorstellen können!

      So.

      Jetzt habe ich es gesagt.

      Du musst natürlich nicht meiner Meinung sein. Du kannst einverstanden sein. Das würde mich sehr freuen. Du kannst aber gerne auch ganz anderer Meinung sein.

      Lass es mich wissen!

      Die E-Mail-Adresse ist:

      fragwolfram@wolframklaeger.com

      "Kläger" wie immer an dieser Stelle, mit AE.

      Du kannst mir aber auch einfach eine Frage stellen. Der Kanal heißt ja: Frag Wolfram.

      Also: Hau rein!

      Ciao ciao

      Danke auch diesmal fürs Zuhören!

      Ich hoffe, du hast aus dieser Episode was für dich mitgenommen.

      Bis heute in einer Woche.

      Immer wieder montags

      Und nicht vergessen: am besten wird es hier im Podcast, wenn du dich beteiligst.

      Mail deine Frage an fragwolfram@wolframklaeger.com

      Freut mich riesig, wenn du dabei bist.

      Bis dann!