Transkript der Episode 36 von Frag Wolfram, dem Online Business Podcast mit Wolfram Kläger vom 30.10.2023
Google Podcasts verschwinden 2024. Dafür kommen YouTube Podcasts jetzt erst richtig ins Spiel. Gegen Spotify. Gegen Apple. Was spricht für wen?
In den letzten beiden Episoden hatte ich hier vor diesem Mikrofon beschrieben, wie unser neuer YouTube-Podcast entstanden ist. Letzten Freitag ist die erste Episode online gegangen. Jetzt ist der Name dieses neuen Podcasts endlich kein Geheimnis mehr. Es geht um den
True Miles Podcast
Mit Kai Berke, dem Loungerocker, seit Jahren schon Spezialist für Fernreisen, Langstreckenflüge und Meilen-Deals, sprich die Vielfliegerprogramme der internationalen Airlines.
Im neuen True Miles Podcast sprechen Kai und ich jeden Freitag darüber,
- wie solche Deals funktionieren
- wie du in den verschiedenen Programmen
- am besten Meilen sammelst und optimal einlöst
- wo sich die Trends in dieser Szene hinbewegen
- beantworten Fragen aus dem Publikum und der Community
- und vieles mehr
Den Link zum neuen Podcast findest du wie immer in den Shownotes zu dieser Episode.
Der Frag-Wolfram-Podcast bleibt natürlich wie er ist!
Falls du dir also Sorgen machst, dass du deine Frage an mich jetzt nicht mehr loswirst, ausgerechnet jetzt, da kann ich dich beruhigen.
Die E-Mail-Adresse für deine Frage ist und bleibt
fragwolfram@wolframklaeger.com
Schiess los! 🙂
Beim Aufsetzen dieses neuen Podcasts ist mir aufgefallen, dass Google und YouTube aktiv darauf hinweisen, dass es Google Podcasts ab dem kommenden Jahr 2024 nicht mehr geben wird. Stattdessen setzt Google jetzt endgültig alles auf YouTube. Wie schon YouTube Music sollen YouTube Podcasts ab 2024 den Markt aufräumen. Und abräumen, was mit den bisher halbherzig betriebenen Vorläufern nicht geklappt hat.
Aber gemach!
Genau darum geht es heute hier im Frag-Wolfram-Podcast.
Wer wird Google Podcasts vermissen?
Vorläufer der Google Podcasts App gibt es schon sein 2009. Damals hiess das noch Google Listen. Später Google Play Music.
Seit 2018 als eigenständige Android App. Seit 2020 auch auf iOS.
Und 2024 stellt Google diese Podcast Apps wieder ein.
Die User:innen sollen zu YouTube Podcasts wechseln, eine in diesem Jahr erst neu aufgemachte Abteilung von YouTube Music.
Als Grund für diesen Move wird kolportiert, Google hat erkannt, dass in den USA 23 % der Menschen schon jetzt auf YouTube zurückgreifen, wenn sie Podcasts konsumieren. Obwohl YouTube bis heute noch gar keinen "richtigen" Podcast Player anbietet. Aber dazu, was einen "richtigen" Podcast Player eigentlich ausmacht, später mehr.
Diesen 23 % Podcast-Konsum via YouTube stehen ganze 4 % gegenüber, die stattdessen auf die Google Podcasts App setzen.
4 % Marktanteil und das rund 5 Jahre nach der Markteinführung der Google Podcasts Apps, die verschiedenen Vorläufer gar nicht mitgerechnet, das ist aus Google-Sicht ein Desaster.
Zu harsch?
Um das besser zu verstehen, muss man einbeziehen, mit wem sich Google vergleicht und vergleichen lassen muss. Denn im Podcast-Markt haben sich vor allem Apple und Spotify festgesetzt. Und zwar mit ganz anderen Zahlen:
- Apple macht, was es immer macht: Das eigene Biotop zusammenhalten, so fest es nur geht. Wer einmal Apple benutzt, soll immer und nur noch Apple benutzen. Ein gutes Beispiel ist iTunes. Inzwischen Apple Music und eben: Apple Podcasts. Wer ein iPhone hat, ist per Default auch bei Apple Music und bei Apple Podcasts dabei. Nur wer wirklich unbedingt will, macht sich auf die umständliche Suche nach einer alternativen Player App. In den USA beherrscht Apple den Handy-Markt wie Google den Suchmaschinenmarkt. Entsprechend sind die Marktanteile der Podcast-Apps verteilt.
- Spotify kommt aus einer anderen Richtung, hat sich im Musiksektor eine dominierende Stellung erarbeitet und versucht seit einiger Zeit massiv, auch den Podcast-Markt ähnlich zu beherrschen. Angeblich hat Spotify inzwischen über eine Milliarde US-Dollar ausgegeben, um exklusive Podcasts an Land zu ziehen. Am spektakulärsten sicher der Deal mit Joe Rogan. Den Spotify von YouTube abgezogen hat. Und der seitdem nur noch auf Spotify zu hören ist. Durchaus zu meinem Bedauern. Aber für mich kein Grund, zu Spotify zu wechseln.
Mag sein, dass diese Situation vor 5 Jahren noch nicht so absehbar war. Jedenfalls rückblickend ist klar: mit einer Podcast Player App unter vielen konnte Google keine Punkte machen, im Vergleich zu diesen beiden Schwergewichten, Apple und Spotify.
Mit Android verfolgt Google ja eine ähnliche Strategie wie Microsoft.
Beide gegen Apple.
Google behält das Betriebssystem in der Hand. Aber die Hardware dürfen alle möglichen Hersteller liefern. Genauso wie die Apps.
So hat es Microsoft auch schon immer gehalten. Mit dem Betriebssystem Windows und einem offenen Markt für die Hardware "darunter" bzw. die Software "darüber". Ausnahmen wie MS-Office usw. bestätigen diese Regel nur. Auch für Apple Hardware gibt es schliesslich Software von Dritten, in rauen Mengen, so lange Apple das nicht stört.
Spotify dagegen hat sich nach und nach zur dominierenden Streaming-Plattform entwickelt. Jedenfalls im Sektor Musik. Vergleichbare Plattformen wie Tidal, Deezer usw. spielen nur eine Randrolle. Und nur Apple Music und Amazon Music können halbwegs mithalten.
Spotify hat aktuell 515 Mio. aktive Nutzer:innen, davon 210 Mio. zahlende Nutzer:innen. Mit über 100 Mio. Musiktiteln im Programm.
2016 hat Spotify begonnen, auch den Podcast-Markt zu erobern. Und zwar mit aggressiven Mitteln. Bekannt ist, dass sie seitdem rund 500 Mio. USD investiert haben in die Übernahmen von Podcast-Plattformen und Netzwerken.
Schon 2016, mit den allerersten Podcasts, die es überhaupt gab, auf Spotify, hat Spotify begonnen, mit Podcaster:innen exklusive Deals abzuschliessen, z.B. war der Podcast "Fest & Flauschig" mit Oli Schulz und Jan Böhmermann der weltweit erste Podcast, der exklusiv von Spotify gestreamt wurde.
Seit 2021 streamt Spotify auch Video-Podcasts, in direkter Konkurrenz zu YouTube.
So gesehen ist es jetzt für Google höchste Zeit, sich im Podcast-Sektor neu aufzustellen, bevor Apple und Spotify das Spiel vollends unter sich ausmachen.
Offenbar gab es bei Google ein Meeting, in dem sie entdeckt haben, dass sie da doch noch diesen einen Trumpf im Ärmel stecken haben, und da steht "YouTube" drauf.
YouTube Podcasts gegen Apple und Spotify
Ehrlich gesagt, frage ich mich schon lange, wie es passieren konnte, dass Google nicht schon viel früher auf die Idee kam. Aber das ist immer leicht dahergeredet, von aussen.
Auf dem Spielplatz dieser Internet-Giganten ist es nicht immer leicht, all die Spielregeln zu überschauen, die dort gelten, z.B. Kartellgesetze, beherrschende Marktstellung usw.
Kann gut sein, dass Google den richtigen Zeitpunkt abwarten musste, um endlich mit den richtigen Karten ins Spiel zu kommen.
2024 ist es so weit.
Google steigt mit heruntergeklapptem Visier in den Podcast-Markt ein und setzt alles auf seinen grössten Trumpf: YouTube.
YouTube Music kann inzwischen schon ganz gut mitspielen, im Vergleich zu Spotify.
Mit YouTube Podcasts soll das jetzt noch mal gelingen. Und damit geht es frontal gegen Apple Music mit Apple Podcasts und – natürlich – Spotify.
YouTube Podcasts vs. Premium vs. Music
Podcasts auf YouTube veröffentlichen war bisher eine Art Geheimtipp.
Wenn es ein Video-Podcast ist, hat man die Episoden einfach als ganz normale YouTube-Videos veröffentlicht.
Wenn der Podcast parallel auch als "richtiger" Podcast, nur Audio, unters Volk gebracht wird, hat man die Tonspur des YouTube-Videos wiederverwendet, vielleicht akustisch aufgemöbelt und bei einem klassischen Podcast-Hoster hochgeladen, wie z.B. Podigee, Libsyn, BuzzSprout oder eben: Spotify.
Wenn ich mich richtig erinnere, hat YouTube dann erst in diesem Jahr angeboten, dass man Audio-Podcasts als Nicht-Videos bei YouTube Music unterbringen kann.
Abgestimmt mit dem Ende des Google Podcasts Players für Android und iOS hat YouTube dann vor Kurzem angekündigt, dass Audio-Podcasts demnächst auch "richtig" als RSS-Stream auf YouTube gehostet werden können, demnächst.
Der Tag, an dem dieses Feature verfügbar ist, dürfte in der Podcast-Szene als Erdbeben in die Geschichte eingehen.
Jedenfalls beginnt eine neue Ära, wenn Google unter dem YouTube-Label beginnt, Audio-Programme wie Podcasts genauso zu hosten, wie seit Jahren schon Video-Programme.
Und wenn das so kommt, wie es momentan aussieht:
Warum sollte YouTube dieses Audio-Spiel nicht genauso gewinnen, wie es schon einmal das Video-Spiel gewonnen hat?
Fazit für heute: eine neue Podcast-Ära beginnt!
Wenn man sich allein den deutschen Podcast-Markt anschaut, einen interessanten Überblick der Podstars für 2022 verlinke ich in den Shownotes, wenn man sich diesen Markt anschaut, braucht man nicht lange um festzustellen:
So sieht "fragmentiert" aus!
Bisher liefern sich Spotify und Apple ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Und Google schaut zu.
Auch dazu verlinke ich einen interessanten Artikel über die wichtigsten Podcast-Trends 2023 bis 2025 von ExplodingTopics.
Mit den Ankündigungen von Google, die zum Teil schon Realität sind, werden die Karten nächstes Jahr neu gemischt.
Es wird spannend, wie Google die etablierten Kontrahenten Apple und Spotify aufmischt, im Podcast-Sektor.
Kleine Podcast-Hoster wie z.B. BuzzSprout müssen sich etwas einfallen lassen, damit ihre Kunden nicht nach und nach abwandern, weil Dumpingpreise nahe oder gleich Null einfach verdammt attraktiv sind.
Aber die grosse, weltweite Gemeinde der Podcast-Hörer:innen und -Seher:innen kann eigentlich nur gewinnen, so lange die "Big Three" um die Wette laufen, für die besten Programme, die beste Infrastruktur, die besten Apps, und so lange aus dem Oligopol kein Monopol entsteht.
Ich bin jedenfalls gespannt.
Und die beiden Podcasts, an denen ich selbst mitwirke, stelle ich so schnell wie möglich bei YouTube ein. Der eine ist es schon halb, den anderen ziehe ich demnächst nach.
Warum und wieso, was daraus folgt und vor allem: was dabei herauskommt, darüber werde ich hier natürlich weiterhin berichten.
Stay tuned.
In diesem Sinne:
Bis nächsten Montag
Hier in Niedersachsen ist morgen Feiertag. Andernorts ist übermorgen Feiertag. Die Gründe dafür habe ich vergessen. Jedenfalls könntest du die geschenkte Zeit nutzen, um mir eine Frage zu stellen, oder zwei. Zu irgendwas, was dein Online Business betrifft. Oder wenigstens dein Online Marketing.
Falls du jetzt spontan nicht mehr weisst, wo du dir diese E-Mail-Adresse notiert hast, helfe ich gerne aus.
Die E-Mail-Adresse für deine Frage an Wolfram ist wie immer:
fragwolfram@wolframklaeger.com
Bis dahin: alle Grüsse, Ciao Ciao, Dein Wolfram und: PEACE!